Wahrzeichen der Stadt ist die große Stromschnelle Tammerkoski
im
Zentrum. Sie fließt über Staustufen vom See Näsijärvi im Norden in
den See Pyhäjärvi im Süden. Die unter Denkmal stehenden Fabrikgebäude
aus der Jahrhundertwende prägen hier das Stadtbild – die meisten wurden aber
bereits zu touristischen Zwecken umgebaut und beherbergen nun Ateliers, kleine
Geschäfte, Boutiquen von Kehräsaari Wohnungen und Hotels.
Es wird viel von Tampere als Industriestadt gesprochen. Als
Industriealisierungsgrundlage auf dem Gebiet der Textilverarbeitung könnte man
das Werk von James Finlayson ansehen. Einstige Hauptgebiete waren zudem
die Metall-, Holzveredelungs– und Schuhindustrie. Diese Industriezweige gibt
es immer noch in der Stadt, aber ihre Bedeutung ist nicht mehr so groß wie früher.
Viele Fabriken sind aus dem Zentrum ins Umland umgezogen, wie die ehemalige
Tuchfabrik, die heute unter dem Namen Tamfelt bekannt ist. Aber die
Anlagen der Schwerindustrie Lokomo, Tampella und Valmet
befinden sich immer noch an gleicher Stelle. Von Papier bis Elektronik werden
auch für die Medienbranche alle Waren hergestellt. Der Strukturwandel im
Erwerbsleben hat Tampere zu einer modernen und kulturellen Metropole werden lassen. Die ersten Radiosendungen Anfang der zwanziger Jahre kamen aus Tampere.
Als Standort des zweiten Fernsehprogramms und Zentrum des Regionalsenders hat
die Stadt ihre Stellung auch im Kommunikations- und Medienbereich festigen
können. Doch auch Technik und Forschung bilden heutzutage einen Schwerpunkt wie
z.B. im Technologiezentrum Hermia.
Im Jahre 1882 bekam Tampere als erste europäische Stadt elektrisches Licht.
Der Tammerkoski-Wasserfall ist Tamperes Energiequelle. Als weitere
Energielieferanten dienen Torf und Erdgas.
Kunst und Kultur
Parkanlagen und Straßen werden belebt durch Denkmäler und Skulpturen, die
entweder auf die Stadtgeschichte, ein bedeutendes Ereignis, eine wichtige
Persönlichkeit verweisen, oder als eigenständige Kunstwerke zur Verschönerung
des Stadtbildes beitragen. Von der Hämeenpuisto-Allee sagt man, daß sie
sich von einem See zum anderen erstreckt, doch gibt es an ihren beiden Enden
eine Parkanlage. Diese früher so beliebte Promenade ist heute nur noch ein
Verkehrsweg. Dafür ist die Allee populär für ihre Skulpturen und Denkmäler.
Tampere besitzt ca. 70 öffentliche Kunstdenkmäler.
Tampere ist aber auch eine Literaturstadt. Im Vergleich zu Gesamtfinnland
haben sich in Tampere überdurchschnittlich viele schriftstellerische Talente
entwickelt. Da verwundert es nicht, dass das auch international berühmte
Bibliotheksgebäude, welches aus der Luft die Form eines Auerhahns aufweist,
diesem Phänomen Rechnung trägt. Die Bibliothek, entworfen von Reima und
Raili Pietilä, wurde 1986 fertiggestellt und lädt Lesende wie Besucher in
eine lichte Welt der Bücher und des Lesens ein.
In Tamperes weitverzweigtem Kulturleben nimmt das Theater eine Sonderstellung
ein. In der Stadt finden alljährlich im Sommer Theaterfestspiele mit
einheimischen Schauspielern statt. Es gibt neben den beiden traditionsreichen
Haupttheatern knapp ein Dutzend kleinerer Bühnen. Tamperes Stadttheater
wurde 1904 gegründet und das jetzige Spielgebäude 1913 erbaut. Das Volkstheater
– gegründet 1901 – ist hingegen in einem modernen Bau aus dem Jahre 1985
untergebracht. In Pyynikki lädt das Freilichttheater mit seiner
rotierenden Zuschauertribüne im Sommer seine Besucher zum Verweilen ein.
Die Industriemagnaten haben der Stadt viele schöne Andenken
hinterlassen: Die einen Gebäude, die anderen Denkmäler und wieder andere sogar
Parkanlagen. Obwohl hauptsächlich Wohnhäuser in der Innenstadt abgerissen
wurden, sind in Tampere doch viele alte, wertvolle Gebäude erhalten geblieben
und neuem Gebrauch zugeführt worden. In einigen davon gibt es jetzt Museen, z.B.
das Heimatmuseum, das Kunstmuseum und das Stadtmuseum.
Die Arbeiterwohnverhältnisse haben sich natürlich im
Vergleich zur
Jahrhundertwende stark verändert. Einen Einblick in die alte Wohnkultur erhält
man auf eindrucksvolle Weise im Arbeiterwohnmuseum
im Stadtteil
Amuri. Die alten Häuser im Freilichtmuseum wurden im Stil der
verschiedenen Zeitabschnitte eingerichtet. Das Museum zählt zu den
interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Internationale Geschichte machte Tampere in den Jahren 1905/1906, als sich
russische Revolutionäre hier versammelten. Aus dem damaligen Versammlungsraum
wurde das Lenin-Museum, das einzige in der westlichen Welt.
Das Gustav-Hiekka-Museum zeigt eine außerordentliche Kollektion
verschiedenster Exponate aus der ganzen Welt. Weitere Kunstsammlungen der Stadt
sind in verschiedenen Gebäuden und Kunstmuseen untergebracht. Das Museum für
moderne Kunst befindet sich in einer Villa italienischen Stils.
Inmitten üppiger Natur liegt das neueste Museum der Stadt, das Sara
Hilden-Museum. Dort gibt es eine bedeutende Kollektion von Kunstwerken des
20. Jahrhunderts. In den Räumen werden auch namhafte Wechselausstellungen
durchgeführt.
Zu den innenarchitektonischen Höhepunkten der Stadt zählt die Domkirche.
1902 bis 1907 erbaut, repräsentiert sie Innen wie Außen die Epoche der
finnischen Nationalromantik. Sie ist ein Werk des finnischen Architekten Lars
Sonck. Damals gehörte Finnland noch als autonomes Großfürstentum zum
Russischen Reich. Der Zar hatte jedoch durch das sogenannte Februarmanifest 1899
die Verfassung Finnlands angetastet. Im Schatten der Unterdrückung kam ein
schöpferisches starkes Nationalgefühl zum Ausdruck, wodurch die Blütezeit der
finnischen Nationalromantik begann. Hugo Simberg hat gemalten Motive in der Kirche entworfen und auch nahezu verwirklicht. Von Magnus Enckell
stammen das Altarfresko "Die Auferstehung" und das Chorfenster mit
dem Kreuzmotiv. Die Domkirche ist ein Gesamtkunstwerk, in den Details tritt das
handwerkliche Können der damaligen Zeit deutlich in Erscheinung. Entlang der
Empore erstreckt sich ein großes Fresko: "Die
Girlandenträger". Zwölf Knaben tragen die Girlande des Lebens, jeder
auf seine Weise. Simberg hat dabei eindeutig an die Jünger Jesu gedacht.
Bekannt wurde aber auch das Motiv "Der verwundete Engel" –
ein Fresko an der südlichen Empore.
Leuchtend und mit Motiven aus der Bibel fällt das Licht durch die
eindrucksvollen Mosaikfenster. Bunte Laternen und kleine Fenster erzeugen in den
Treppenräumen eine romantische Stimmung. Die drei Bronzeglocken der Kirche
stammen aus der Glockengießerei Franz Schilling in Apolda, Thüringen.
Sie läuten im Dreiklang H-Dur: h, dis, fis. Die Einrichtung in der Sakristei
hat der Architekt Walter Jung entworfen. Das Gestühl, die Türen, die
Gegenstände – jedes Detail wurde mit großer Sorgfalt und Hingabe stilsicher
entworfen und verarbeitet. Die äußere Gestalt der Kirche zeigt Bauelemente aus
Granit, Ziegel und Feldsteinen.
In der Domkirche finden häufig Konzerte statt. Die Orgel mit 68 Registern
gilt als die beste romantische Orgel in Finnland.
In Tampere gibt es an die 20 Kirchen, davon seien nur einige genannt: die Alexanderkirche,
ein Backsteingebäude im Zentrum der Stadt, die Kirche der orthodoxen
Gemeinde in Messukylä. Sie ist ein Beispiel für den reinsten
byzantinischen Stil des Nordens. Die älteste Kirche im Zentrum ist die "Alte
Kirche" am Keskusturi-Platz. Noch älter als diese ist die mittelalterliche
Steinkirche von Messukylä, die bereits vor 500 Jahren gebaut wurde. Die in ihrem
Grundriss fischförmige und 1966 erbaute Kaleva-Kirche repräsentiert
einen modernen Kirchenbaustil. Sie wurde wie auch die Bibliothek von Reima
Pietilä entworfen und passt gut in das sie umgebene Stadtbild mit seinen
Hochhäusern. Im Park vor der Kirche steht das Kalevala-Denkmal.
Wissenschaft und Bildung
Tampere besitzt zwei Wissenschaftszentren, die Universität und die Technische
Hochschule. Die Universität ist ein Gebäude mit vielen
Sehenswürdigkeiten, denn die künstlerische Innenausstattung wurde von
bekannten finnischen Gegenwartskünstlern geschaffen. Eines der schönsten ist
das sogenannte "Veilchenmeer" von Birger Kaipainen, ein
Keramikwandbild mit Schwänen und Blumen in Türkis-, Blau und Grüntönen. Die Universität
ist hauptsächlich auf humanistische Wissenschaften ausgerichtet, es werden aber
auch die Fächer Ökonomie, Staatswissenschaft und Medizin gelehrt sowie Sozial- und
Kommunikationswissenschaften. Die Technische Hochschule berücksichtigt in ihrer
Tätigkeit auch die Bedürfnisse des ortsansässigen Industrie- und
Geschäftslebens. In unmittelbarer Nähe der Schule befindet sich das
Technologiezentrum Hermia, dessen Forschungsergebnisse für Tamperes
wirtschaftliche Entwicklung genutzt werden.
Freizeit und Erholung
Das Erholungsangebot hat schon zum Ausgleich zum
ehemals so vordergründigen Industriecharakter der Stadt Tradition. Die Bevölkerung sollte sich nach der
Arbeit entspannen und wohlfühlen. Neben den vielen Hallenbädern gibt es auch
immer mehr Badestrände, die sich besonders im traumhaften finnischen Sommer
großer Beliebtheit erfreuen. Ein Spaziergang durch den Ortsteil Pispala
lohnt
ebenso, denn neben viel Grün kann man dort auch die schönen Holzfassaden der
Häuser und die wilden Gärten davor bewundern.
Mitten im bereits erwähnten Stadtteil Pyynikki am blauen Ufer des Näsijärvi-Sees
liegt eines von Tamperes modernsten Hotels. Die Umgebung bietet ein
unvergleichliches Fitness-Gelände und Pyynikkis Parklandschaft sowie
schöne Sandstrände und die Nachbarschaft zum pittoresken Stadtteil Pispala.
Tamperes Gemeinde Messukylä ist mit der Stadt verschmolzen und hat
den Einwohnern Raum für die Expansion nach Norden in Richtung der Wälder
gegeben. Touristen finden auch hier Herbergs- und Unterbringungsmöglichkeiten,
Lehranstalten sowie ein Motor- und Luftfahrtzentrum. Früher gehörte dieses
Gebiet zur Gemeinde Teisko.
In Teisko besitzen einige Einwohner aus Tampere ihre ohne städtischen
Luxus eingerichteten Sommerhäuschen – idyllisch in der Seelandschaft gelegen
und ausgestattet mit einer eigenen Holzsauna.
Neben dieser Art der Entspannung nutzen die
Einwohner Tamperes die zahlreichen Sportmöglichkeiten in der zweitgrößten Stadt Finnlands: Bogenschießen, Massenrudern, Segeln, Eishockey, Golf,
Pferdetrabrennen u.v.a.m. In der funktionsreichen Pirkkahalli werden
Wettkämpfe oder Sportvorführungen der verschiedensten Art gezeigt. Das Stadion
von Tampere bietet eine Arena für sommerliche Sportarten wie Fußball und
Leichtathletik. In der Zuschauertribüne verborgen, befinden sich auch Räumlichkeiten für
ein Konditionstraining.
Auf derselben Halbinsel wie das Sara Hilden-Museum befindet sich der
Vergnügungspark Särkänniemi mit seinen Grünanlagen, einem Kinderzoo,
einem Aquarium mit hunderter fremder Fischarten, einem Planetarium und
dem einzigen Delphinarium des Landes. Hier wurde auch der zu einem der Wahrzeichen
der Stadt avancierte Aussichtsturm Näsinneula errichtet. Die Aussichtsplattformen
befinden sich in 120 und 124 Meter Höhe.
Schlußwort:
In Finnland wird viel für das soziale
Miteinander der Menschen, für die Problembewältigung, für Harmonie mit der
Umwelt und für die Gesundheit getan. Das zeigt sich in ganz alltäglichen
Dingen wie in den praktischen Einrichtungen der Häuser mit ihren Wandschränken
bis hin zu den sozialen Institutionen, die der Bevölkerung bei vielen Probleme
unbürokratisch und ohne Kosten Hilfsangebote zur Verfügung stellen. Eine Reise nach
Finnland ist immer auch ein Einblick in den Versuch, eine menschengerechtere und im Einklang
mit der Natur lebende Gesellschaftsform zu entwickeln.
Quellen: die meisten Fotos stammen aus dem
Turandot-Fotoarchiv. Viele textliche
Anregungen haben wir aus dem Buch "Tampereen Kasvot – kuvateos
Tampereesta", dt.: "Tampere – Gesichter einer Stadt" aus
dem Jahre 1990 entnommen. Der ausgiebige Bildband verfügt über gute Farbfotos
zu fast allen wichtigen Gebäuden, Denkmälern und Sehenswürdigkeiten der
Stadt.
Speziell zur Domkirche empfehlen wir die in
Tampere erhältliche
Informationsbroschüre "Die Domkirche zu Tampere" in deutscher
Sprache mit guten Detailfotos und Texten.
Vor Ort:
Im städtischen Fremdenverkehrs – und Kongressbüro,
Verkatehtaankatu 2, 33210 Tampere, erhalten Sie weitere Touristeninformationen sowie Stadtpläne.
Für Gruppen- und Einzelführungen stehen freundliche Stadtführerinnen und
Dolmetscherinnen mit perfekten Deutschkenntnissen zur Verfügung.
Wir wünschen Ihnen eine gute Reise und schöne Ferien in Tampere und einen
angenehmen Aufenthalt auf unseren Foto- und Textseiten!